Papier
Hohe Altpapierpreise drücken auf das Ergebnis
Der Bereich Papier steigerte den Umsatz um 10.2 % auf CHF 230.9 Mio. Die extremen Preisanstiege bei den Rohstoffen und eine einmalige Wertminderung auf den Produktionsanlagen hatten ein negatives EBIT von CHF –174.9 Mio. zur Folge.
Strategie
Der europäische Markt für grafische Druckpapiere befindet sich seit über zehn Jahren in einem strukturellen Umbruch. Die gedruckte Zeitung verliert als Trägerin von Nachrichten gegenüber der digitalen Verbreitung an Boden. Dies geht mit einer Konzentration im Medienmarkt einher. Nicht nur die Auflagen und Umfänge der Zeitungen sind gesunken, zahlreiche Titel wurden auch fusioniert oder ganz eingestellt. So ist die Nachfrage nach Zeitungsdruckpapieren in Westeuropa seit 2008 jährlich um 6–8 % zurückgegangen. Dies erforderte auch Anpassungen der Produktionskapazitäten. Da diese aber langsamer zurückgehen als die Nachfrage, entstanden Überkapazitäten und hoher Preisdruck. Dieser hat dazu geführt, dass sich die Papierpreise seit dem Höchststand halbierten. Da mittelfristig an den europäischen Papiermärkten keine Entspannung in Sicht ist, hat der Bereich die Werthaltigkeit der Anlagen in Perlen überprüft und nimmt eine nicht liquiditätswirksame einmalige Wertminderung von CHF 150 Mio. vor. Im angespannten Marktumfeld können nur die Produzenten mit den niedrigsten Produktionskosten dauerhaft und nachhaltig gegenüber den Mitbewerbern bestehen. Perlen Papier ist dazu gut positioniert. Sie verfügt über zwei moderne, sehr leistungsfähige Anlagen und damit über einen wichtigen Wettbewerbsvorteil.
Perlen Papier ist in der Schweiz mittlerweile die einzige Herstellerin von grafischen Druckpapieren und übernimmt damit eine wichtige Funktion als letzte inländische Recyclerin von Altpapier. Nachhaltigkeit ist dabei ein wichtiges Differenzierungsmerkmal. So beträgt der CO2- Fussabdruck von Papier aus Perlen nur gerade ein Viertel des Fussabdrucks der europäischen Mitbewerber. Seit Anfang 2021 können Kunden das verbleibende CO2 durch ein zertifiziertes Aufforstungsprojekt kompensieren und die Papiere komplett CO2-neutral beziehen. Zahlreiche Kunden machen bereits von dieser nachhaltigen Lösung Gebrauch.
Marktumfeld
Die Einschränkungen durch die Coronapandemie wirkten sich auch im ersten Halbjahr 2021 negativ auf die Papiernachfrage aus, die erneut zweistellig zurückging. Als sich mit der zunehmenden Durchimpfung der Bevölkerung eine Verbesserung abzeichnete und die Corona-Schutzmassnahmen in zahlreichen Ländern gelockert wurden, nahm die Nachfrage wieder zu und der Rückgang konnte im weiteren Jahresverlauf grösstenteils kompensiert werden. So nahm die Nachfrage nach Zeitungsdruckpapieren 2021 in Westeuropa um 2.7 % auf 3.3 Mio. Tonnen ab und nach gestrichenen Magazinpapieren um 1.3 % auf 2.6 Mio. Tonnen zu. 2021 gingen rund 1.5 Mio. Tonnen Produktionskapazitäten aus dem Markt. Einige Produzenten von grafischen Druckpapieren haben angekündigt, 2022 insgesamt weitere rund 0.5 Mio. Tonnen Kapazitäten vom Markt zu nehmen. Da während der Coronapandemie deutlich weniger Papier produziert wurde, gelangte auch weniger Altpapier in den Kreislauf zurück. Dieses fehlte nun, um die im Jahresverlauf wieder anziehende Papiernachfrage zu befriedigen. Gleichzeitig stieg die Nachfrage aus der Kartonindustrie, die neben Altkarton auch Altpapier als Rohstoff einsetzte, um genügend Verpackungen für den boomenden Onlinehandel herstellen zu können. In der Folge stiegen die Altpapierpreise auf historische Höchststände und die Versorgung mit Altpapier war sehr angespannt. Gleichzeitig verteuerten sich auch thermische Energie und Strom markant.
Geschäftsentwicklung
Der Bereich Papier konnte den Absatz der Druckpapiere 2021 um 15.0 % auf 505 000 Tonnen steigern und damit den coronabedingten Rückgang des Vorjahres teilweise kompensieren. Davon entfielen 340 000 Tonnen auf Zeitungsdruckpapiere und 165 000 Tonnen auf Magazinpapiere. Zudem konnten in der zweiten Jahreshälfte aufgrund der höheren Rohstoffkosten Preiserhöhungen vorgenommen werden und der Umsatz stieg 2021 um 10.2 % auf CHF 230.9 Mio. Währungsbereinigt stieg der Umsatz um 11.5 %. Die Marktanteile im Absatzmarkt in Westeuropa stiegen bei Zeitungsdruck- und Magazinpapieren gegenüber dem Vorjahr erneut leicht an.
Während des ganzen Jahres blieb der wichtigste Rohstoff Altpapier knapp und der Materialaufwand stieg um 58 %. Auch die Kosten für Energie nahmen stark zu. Diese Kosten konnten nur zu einem Teil an den Markt weitergegeben werden, sodass weitere Preiserhöhungen für 2022 unumgänglich sind. Der Bereich realisierte übrige betriebliche Erträge von CHF 22.1 Mio., hauptsächlich durch den Verkauf von CO2-Emissionszertifikaten. Trotz zusätzlichen Optimierungs- und Sparmassnahmen sank das EBITDA auf CHF –8.0 Mio. und das EBIT nach einmaliger Wertbeeinträchtigung von CHF 150 Mio. betrug CHF –174.9 Mio. Der Bereich investierte CHF 6.3 Mio. in den Unterhalt des Maschinenparks und die Verbesserung der Effizienz der Anlagen. Der Personalbestand nahm von 367 Mitarbeitenden im Vorjahr auf 357 ab.
Ausblick
Branchenverbände gehen davon aus, dass 2022 die Nachfrage nach holzhaltigen grafischen Druckpapieren in Westeuropa mit höheren einstelligen Raten weiter zurückgehen wird. Dies dürfte die Überkapazitäten und den Konsolidierungsdruck hoch halten. Der Bereich Papier plant Investitionen in der Grössenordnung von CHF 21.6 Mio., um die Prozesse weiter zu optimieren. Mit den höheren Papierpreisen dürfte der Umsatz gegenüber dem Vorjahr ansteigen. Die Situation am Altpapiermarkt sollte sich normalisieren, sodass wieder mit einem positiven EBIT gerechnet werden kann.