Lagebericht
Diversifikation zahlt sich während Corona-Pandemie aus
Peter Schaub (links), Peter Schildknecht
Geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Damen und Herren
Während der Corona-Pandemie hat sich die Diversifikation der CPH-Gruppe in unterschiedliche industrielle Märkte bewährt. Dank grossem Einsatzes der Mitarbeitenden konnte die Lieferbereitschaft auch in diesem herausfordernden Umfeld sichergestellt werden. Der Bereich Verpackung registrierte eine hohe Zusatznachfrage nach Blisterfolien und der Auftragseingang stieg auf Rekordhöhe. Auch die Molekularsiebe im Bereich Chemie für medizinischen Sauerstoff waren gefragt. Der Bereich Papier hielt sich im Vergleich zu den Mitbewerbern in Europa gut.
Nachhaltigkeit bleibt zentrales Thema
Die CPH-Gruppe verfolgt eine langfristige und nachhaltige Unternehmenspolitik. Zur Reduktion der CO2-Belastung hat die CPH-Gruppe in den vergangenen Jahren grosse Anstrengungen unternommen. Öl wurde durch umweltfreundlichere Energieträger ersetzt. Mit dem Dampfbezug von der Kehrichtverbrennungsanlage in Perlen und dem Bau einer Biomasseanlage konnte der Standort Perlen den CO2-Ausstoss massiv reduzieren. Der Bereich Verpackung hat zudem den gesamten Energiebezug in Müllheim auf Ökostrom umgestellt.
Der Bereich Papier verarbeitet als reines Recycling-Unternehmen pro Jahr bis zu 500 000 Tonnen Altpapier zu neuen grafischen Pressepapieren, und dies mit einem Bruchteil des CO2-Fussabdrucks der europäischen Mitbewerber. Mit einer Informationskampagne in der Schweiz hat die CPH im Herbst die Vorteile der Papierproduktion am Standort Perlen deutlich gemacht, welche heute bereits nahezu CO2-neutral erfolgt. Jetzt geht der Bereich Papier noch einen Schritt weiter und bietet ab 2021 klimaneutrale Papiere an. Dies ist ein Meilenstein für Verlage, die klimaneutrale Publikationen anbieten möchten.
Recycling ist nicht nur im Bereich Papier ein wichtiges Thema. Der Bereich Chemie regeneriert zunehmend gebrauchte Molekularsiebe. Zudem startet er aktuell ein Investitionsprojekt, damit in Rüti zusätzliche Mengen D2O wiederaufbereitet werden können. In China ist der Bau einer neuen Abwasseraufbereitung geplant. Der Bereich Verpackung arbeitet an der Entwicklung von Blistern, die ohne Aluminium als Deckelfolie auskommen, da beim Recycling Einstoffverpackungen bevorzugt werden.
Historischer Konjunktureinbruch
Die Corona-Pandemie rollte in zwei Wellen im Frühjahr und Herbst um die ganze Welt. Sie brachte die medizinische Infrastruktur in vielen Ländern an die Grenzen der Belastbarkeit. Die zur Eindämmung der Verbreitung des Virus in den betroffenen Ländern beschlossenen Massnahmen zeigten zwar Wirkung, der Preis war allerdings ein Wirtschaftseinbruch historischen Ausmasses. Die Wirtschaft lief im Frühjahr zeitweise nur noch im Notmodus und die Energiepreise fielen auf historische Tiefststände, da kaum Treibstoffe nachgefragt wurden. In vielen Ländern wurden Fiskalmassnahmen zur Unterstützung gefährdeter Branchen geschnürt und die Notenbanken pumpten weitere Gelder in die Märkte.
Als direkte Folge der Coronakrise ging das globale Wirtschaftswachstum gemäss Internationalem Währungsfonds (IWF) 2020 um –3.5 % zurück. Noch relativ glimpflich kam China mit einem Wachstum von 2.3 % durch die Krise, während der Euroraum mit –7.2 % und Lateinamerika mit –7.4% sehr stark betroffen waren. Der Euro schwächte sich im Jahresdurchschnitt von CHF 1.112 auf CHF 1.0710 ab. Die CPH-Gruppe war davon betroffen, da sie rund 60 % des Umsatzes im Euroraum erzielte, während gleichzeitig rund 38 % der Kosten in Schweizer Franken anfielen.
CPH-Gruppe mit weniger Umsatz
Coronabedingt war die Auslastung der Anlagen im Bereich Papier und teilweise auch im Bereich Chemie unbefriedigend. Im Bereich Papier führten die sinkende Nachfrage und der damit einhergehende Preisdruck prozentual zu einem zweistelligen Umsatzrückgang. Der Umsatzanstieg im Bereich Verpackung konnte diesen Rückgang nur teilweise ausgleichen und es resultierte 2020 ein im Vergleich zum Vorjahr 15.1 % tieferer Gruppenumsatz von CHF 445.2 Mio. Währungsbereinigt lag der Umsatz 10.7 % unter dem Vorjahreswert. Im Berichtsjahr tätigte die CPH-Gruppe keine grösseren Akquisitionen.
Im Berichtsjahr nahmen die Umsatzanteile am Gruppenumsatz der Bereiche Verpackung und Chemie auf 53 % zu. Der Anteil des kleinsten Geschäftsbereichs Chemie soll weiter ausgebaut werden. In der Hauptabsatzregion Europa erwirtschaftete die Gruppe 73 % der Umsätze.
Chemie steigert Profitabilität
Die Hauptabnehmer der Produkte des Bereichs Chemie aus dem Energie- und dem Industriesektor reagierten auf die Coronakrise mit weniger Bestellungen, während die Nachfrage nach Molekularsieben zur Aufkonzentration von medizinischem Sauerstoff anstieg. Da die negativen Effekte überwogen, ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 6.3 % auf CHF 73.3 Mio. zurück. Währungsbereinigt sank der Umsatz um 0.5 %. Dank einem rigorosen Kostensenkungsprogramm und Produktivitätsverbesserungen stieg das EBIT auf CHF 4.6 Mio. und die EBIT-Marge auf 6.3 %.
Papiernachfrage sinkt deutlich
Die Nachfrage nach Druck- und Pressepapieren in Westeuropa ging aufgrund der Corona-Pandemie 2020 stark zurück und der Bereich Papier setzte 439 000 Tonnen Zeitungsdruck- und Magazinpapiere ab, 15 % weniger als im Vorjahr. Der Bereich Papier musste Anlagen temporär abstellen und für die betroffenen Mitarbeitenden Kurzarbeit einführen. Trotzdem konnte der Bereich in Europa den Marktanteil bei Pressepapieren steigern. Die steigenden Überkapazitäten der Hersteller erhöhten den Preisdruck. Die gesunkenen Verkaufsmengen und die tieferen Preise hatten einen Umsatzrückgang um 28.5 % auf CHF 209.6 Mio. zur Folge. Währungsbereinigt sank der Umsatz um 25.9 %. Dank tieferen Altpapier- und Energiepreisen, Kostenreduktionen und höherer Produktivität erreichte das EBITDA CHF 17.4 Mio. Hingegen fiel das Betriebsergebnis (EBIT) mit CHF –2.0 Mio. negativ aus.
Verpackung auf Erfolgskurs
Der Bereich Verpackung verzeichnete eine höhere Nachfrage nach Medikamentenverpackungen während der Corona-Pandemie. Der Bestellungseingang für Blisterfolien kletterte auf neue Höchstwerte und die Kapazitäten der Produktionsstandorte in Europa waren voll ausgelastet. Die höheren Absatzvolumen hatten einen Umsatzanstieg von 5.9 % auf CHF 162.3 Mio. zur Folge. Die Umsätze in Europa und Lateinamerika nahmen zweistellig zu. Wechselkursbereinigt stieg der Umsatz um 10.7 %. Unterstützt durch günstige Rohstoffkosten konnte der Bereich die EBIT-Marge um zwei Prozentpunkte auf 13.3 % ausbauen. Der Bereich setzt die globale Strategie der Marktdurchdringung in den aufstrebenden Pharmamärkten fort und wird einen höheren einstelligen Millionenbetrag in eine Beschichtungsanlage in Brasilien investieren. Diese soll Anfang 2022 in Betrieb gehen.
Einmaleffekte begünstigen Nettoergebnis der CPH
Die Investitionen von CHF 17.5 Mio. in Sachanlagen dienten primär dazu, die Effizienz der Anlagen und Prozesse weiter zu verbessern. Die CPH-Gruppe erwirtschaftete einen Cash Flow von CHF 45.8 Mio. und einen Free Cash Flow von CHF 39.7 Mio. Da die Preise für Rohmaterialien und insbesondere für Altpapier nachfragebedingt zurückgingen, nahm der Anteil des Materialaufwandes am Produktionsumsatz von 49 % auf 48 % ab. Der leicht höhere Personalbestand von 1098 in der Gruppe ist auf den Ausbau im Bereich Verpackung zurückzuführen, während die Zahl der Mitarbeitenden in den Bereichen Chemie und Papier zurückging. Insgesamt gab das EBITDA um 37.3 % auf CHF 55.2 Mio. nach. Nach ordentlichen Abschreibungen von CHF 30.5 Mio. resultierte ein Betriebsergebnis (EBIT) von CHF 24.7 Mio.
Das Finanzergebnis lag bei CHF – 4.7 Mio. und damit leicht über dem Vorjahreswert. Im Berichtsjahr fielen einmalige Erträge von CHF 25.9 Mio. an: Einerseits konnten Rückstellungen für Sanierungen am ehemaligen Betriebsstandort in Uetikon aufgelöst werden. Andererseits wurden am Standort Perlen Landflächen zum Marktwert an eine neu gegründete Tochtergesellschaft übertragen, woraus ein latenter Steuerertrag von CHF 11.9 Mio. resultierte. Das Nettoergebnis nach Steuern lag mit CHF 47.0 Mio. im Rahmen des Vorjahres.
Dividende von CHF 1.80 pro Aktie beantragt
Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung vom 18. März 2021, im Sinne einer kontinuierlichen Dividendenpolitik erneut CHF 1.80 pro Aktie auszuschütten, davon CHF 0.70 aus Kapitaleinlagereserven.
Änderung im Verwaltungsrat
Dr. Mauro Gabella tritt an der Generalversammlung 2021 nicht mehr zur Wiederwahl an. Mauro Gabella ist seit 2005 Mitglied des Verwaltungsrates der CPH Chemie + Papier Holding AG und war von 2010 bis 2019 Vorsitzender des Ausschusses «Personal und Entschädigung». Der Verwaltungsrat dankt Mauro Gabella für seinen langjährigen und engagierten Beitrag zur Weiterentwicklung der CPH-Gruppe. Als Nachfolgerin schlägt der Verwaltungsrat Dr. Claudine Mollenkopf zur Wahl vor. Claudine Mollenkopf verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der chemischen Industrie und ist als Senior Vice President für das Silikatgeschäft des deutschen Spezialitätenchemiekonzerns Evonik Industries zuständig. Sie ist deutsch-französische Doppelbürgerin und promovierte Chemieingenieurin der Universität Louis Pasteur in Strassburg.
Vorsichtiger Ausblick für 2021
Gemäss Prognosen des IWF dürfte sich die Wirtschaft 2021 langsam von der Corona-Pandemie erholen und weltweit um 5.5 % wachsen. Die CPH-Gruppe rechnet in den Geschäftsbereichen mit unterschiedlich stark steigenden Umsätzen, abhängig vom Tempo und Ausmass der Erholung. Die Bereiche Chemie und Verpackung streben weiter gesteigerte operative Ergebnisse an, hingegen lässt die Marktsituation im Bereich Papier kein positives EBIT erwarten. Da sich die Situation im Papiermarkt weiter verschärfen wird, dürften die verbesserten Ergebnisse in den Bereichen Chemie und Verpackung durch den Bereich Papier überkompensiert werden. Auf Gruppenebene dürften sich deshalb das operative Ergebnis wie auch das Nettoergebnis (ohne einmalige Erträge) nicht verbessern.
Mit den geplanten Investitionen von rund CHF 40 Mio. in Sachanlagen soll hauptsächlich die Effizienz weiter gesteigert werden. Zudem wird der Bereich Verpackung die Produktionskapazitäten in Lateinamerika ausbauen.
Herzlichen Dank
Die Corona-Pandemie hat die Mitarbeitenden 2020 zusätzlich gefordert. Wir danken allen herzlich für den geleisteten Einsatz. Den Geschäftspartnern danken wir für ihre Treue zu unserem Unternehmen. Ein grosser Dank gebührt auch Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, für das Vertrauen, das sie den Mitarbeitenden, der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat der CPH-Gruppe schenken.
Peter Schaub
Präsident des Verwaltungsrates
Peter Schildknecht
Vorsitzender der
Gruppenleitung