Papier

Corona­bedingt sinken Nachfrage und Umsatz deutlich

Die Papiernachfrage ging wegen der Corona-Pandemie stark zurück, die Preise waren unter Druck und die Anlagen mussten zeitweise abgestellt werden. Der Umsatz des Bereichs Papier fiel um 28.5 % auf CHF 209.6 Mio. und das EBIT war fast ausgeglichen.

Strategie

Der Markt der grafischen Papiere schrumpft seit einigen Jahren. Die Gründe liegen in einem strukturellen Wandel im Umgang mit den Medien: Nachrichten werden weniger auf Papier, sondern zunehmend digital konsumiert. Als Folge hat sich die Nachfrage nach Zeitungsdruckpapieren in den vergangenen zehn Jahren in Westeuropa etwa halbiert. Da die Produzenten ihre Kapazitäten nur mit Verzögerung an die tiefere Nachfrage anpassen, entstehen Überkapazitäten. Daraus resultieren ein hoher Preisdruck und ein Verdrängungswettkampf, in dem sich nur die Anbieter mit den niedrigsten Produktionskosten behaupten können. Der Bereich Papier verfügt über einen wichtigen Wettbewerbsvorteil, denn die Papiermaschine 7 ist eine der modernsten und leistungsfähigsten Anlagen für Zeitungsdruckpapier in Europa. Zudem steht für die Produktion von gestrichenen Magazinpapieren eine weitere effiziente Papiermaschine zur Verfügung.

Ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für Perlen Papier ist die Positionierung als nachhaltiger Anbieter. Dank einer Vielzahl von getroffenen Massnahmen ist der Produktionsstandort in Perlen nahezu CO2-neutral. Im Herbst 2020 hat Perlen Papier sowohl die Lieferanten von Altpapier als auch die Kunden in einer breit angelegten Kampagne darauf sensibilisiert, die CO2-Belastung durch kurze Transportwege zu senken, zumal der CO2-Ausstoss in Perlen nur einen Bruchteil der europäischen Mitbewerber ausmacht. Je mehr Altpapier, das in der Schweiz gesammelt wird, auch im Inland wiederaufbereitet wird, desto weniger Transportkilometer fallen an und entsprechend niedriger ist die Umweltbelastung. Perlen Papier ist heute der einzige inländische Recycler von Altpapier.

Marktumfeld

Zum strukturell durch die Digitalisierung bedingten Nachfragerückgang kam 2020 der schockartige Effekt der Corona-Pandemie. Im zweiten Quartal verhängten viele Länder Lockdown-Massnahmen. Infolgedessen gingen die Werbeanzeigen markant zurück, die Zeitungsumfänge schrumpften und Pendlerzeitungen wurden teilweise ganz eingestellt. In Westeuropa ging die Nachfrage nach holzhaltigen grafischen Druckpapieren in diesen Monaten um rund 40 % zurück. Obwohl sich die Situation nach der Lockerung der Massnahmen in den folgenden Monaten verbesserte, sank die Nachfrage 2020 nach Zeitungsdruckpapieren um 22 % auf 3.3 Mio. Tonnen und nach gestrichenen Magazinpapieren um 23 % auf 2.6 Mio. Tonnen. 2020 gingen keine nennenswerten Produktionskapazitäten aus dem Markt und der Preisdruck nahm durch das wachsende Überangebot zu. Da die Nachfrage fehlte, wurden die Anlagen in Perlen darauf temporär abgestellt und für die betroffenen Mitarbeitenden Kurzarbeit angemeldet. Im Herbst kündigten einige Produzenten von grafischen Druckpapieren an, 2021 insgesamt rund 2 Mio. Tonnen Kapazitäten vom Markt zu nehmen. Dies wird aber noch nicht ausreichen, um Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Die Versorgung mit Altpapier war während der Coronakrise zeitweise knapp, da die Sammeltätigkeit eingeschränkt war. Nachdem sich die Lage entspannt hatte, blieben die Preise auf relativ niedrigem Niveau stabil. Auch die Energiepreise gingen aufgrund der Corona-Einschränkungen zurück.

Geschäftsentwicklung

Der Bereich Papier setzte 2020 439 000 Tonnen Druckpapiere ab. Dies waren 78 000 Tonnen oder 15 % weniger als im Vorjahr. Davon entfielen 289 000 Tonnen auf Zeitungsdruckpapiere und 150 000 Tonnen auf Magazinpapiere. Zu den niedrigeren Verkaufsvolumen kamen tiefere Papierpreise. Diese Kombination schlug sich deutlich im Umsatz nieder, welcher 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 28.5 % auf CHF 209.6 Mio. zurückging. Neben den erwähnten Volumen- und Preiseffekten waren 2.7 % des Rückgangs auf Währungseinflüsse zurückzuführen.

Die Marktanteile im Absatzmarkt in Westeuropa stiegen bei Zeitungsdruck- und Magazinpapieren gegenüber dem Vorjahr erneut leicht an.

Der Bereich investierte CHF 7.5 Mio. in Sachanlagen. Diese dienen einerseits dem Erhalt des Maschinenparks und andererseits der Verbesserung der Anlageneffizienz. Aufwandseitig boten die tieferen Altpapier- und Energiekosten eine gewisse Entlastung. Das EBITDA ging um 68.1 % auf CHF 17.4 Mio. zurück, während das Betriebsergebnis (EBIT) mit CHF –2.2 Mio. fast ausgeglichen abschloss.

Der Personalbestand nahm von 376 Mitarbeitenden im Vorjahr auf 367 ab.

Ausblick

Schätzungen der Branchenverbände gehen 2021 bei holzhaltigen grafischen Druckpapieren in Westeuropa von einer ähnlichen Nachfragesituation wie im Vorjahr aus. Die weiteren Auswirkungen der Corona-Pandemie sind allerdings schwer abschätzbar. Die Überkapazitäten halten auf jeden Fall den Druck auf die Preise hoch. Der Bereich Papier plant Investitionen in Höhe von CHF 11.3 Mio., um die Prozesse weiter zu optimieren. Der Umsatz dürfte 2021 gegenüber dem Vorjahr zwar ansteigen, das Betriebsergebnis (EBIT) wird aufgrund des zunehmenden Marktdrucks hingegen negativ ausfallen.