Papier

Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage führt zu erfreulicher Marge

Höhere Papierpreise und stabile Währungen waren wesentlich am Umsatzwachstum von 14.0 % auf CHF 301.1 Mio. beteiligt. Die zusätzlichen Altpapiermengen aus dem Inland entlasteten die Aufwandseite und die EBIT-Marge stieg auf 10.0 %.

Strategie

Der Bereich Papier operiert in einem Verdrängungsmarkt. Er strebt in seinem Absatzgebiet die Kostenführerschaft an, um sich gegenüber den Mitbewerbern langfristig behaupten zu können. In der Schweiz ist die Papierfabrik Perlen nach der Schliessung der Papierfabrik Utzenstorf seit Anfang 2018 die einzige Herstellerin von Zeitungsdruckpapieren. Sie ist sowohl in der Schweiz als auch im angrenzenden Ausland einem starken Wettbewerb durch ausländische Anbieter ausgesetzt. 79 % der Papiere aus Perlen werden in die umliegenden Länder exportiert. Dort stehen sie Produkten von Herstellern gegenüber, die im Euroraum produzieren und nicht mit Währungsverzer­rungen konfrontiert sind. Die Papiermaschine 7 ist die modernste Anlage für Zeitungsdruckpapiere in Kontinentaleuropa mit entsprechend niedrigen Prozesskosten.

Die grösste variable Aufwandposition stellt in der Herstellung von Pressepapieren der Rohstoff Altpapier dar. Je näher beim Produktionsstandort das Altpapier gesammelt wird, desto tiefer sind die Transport- und damit die Beschaffungskosten. Mit der Übernahme der Altpapierverträge der Papierfabrik Utzenstorf kann Perlen die pro Jahr benötigten rund 500 000 Tonnen Altpapier zu einem hohen Prozentsatz im Inland beschaffen. Für diese Rückwärtsintegration in den Bereich des Altpapierrecyclings wurde per 1. Januar 2018 die APS Altpapier Service Schweiz AG gegründet. Neben der Altpapierbeschaffung betreibt sie eine Sortieranlage für Mischware, die 2018 knapp 30 000 Tonnen Papier und Karton verarbeitete.

Marktumfeld

Der europäische Medienmarkt befindet sich seit einigen Jahren in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Die Digitalisierung hat den Druck­papiermarkt voll erfasst und die gedruckte Zeitung wird von online verbreiteten Informationen be- und verdrängt. Gleichzeitig ist auch die Werbebranche zunehmend online und in den sozialen Medien präsent. Dadurch ist in den vergangenen Jahren die Nachfrage nach Pressepapieren kontinuierlich gesunken. 2018 betrug der Nach­- fra­gerückgang bei Zeitungsdruckpapieren in Westeuropa 8.2 % auf 4.6 Mio. Tonnen und bei Magazinpapieren 4.7 % auf 3.8 Mio. Tonnen. Da 2017 angesichts der tiefen Papierpreise die Papierhersteller in Europa überdurchschnittlich viele Kapazitäten stillgelegt hatten, waren Angebot und Nachfrage 2018 erstmals seit vielen Jahren wieder im Gleichgewicht. Dies hatte im gesamten Jahr höhere Papierpreise zur Folge, wobei der Effekt beim Zeitungsdruckpapier ausgeprägter war als bei den Magazinpapieren. 2018 wurden bei Zeitungsdruck- und Magazinpapieren keine wesentlichen Kapazitäten aus dem Markt genommen.

An den Beschaffungsmärkten stiegen die Altpapierpreise 2018 erneut an und die Energiepreise legten prozentual zweistellig zu.

Geschäftsentwicklung

Der Bereich Papier steigerte die Produktion im Geschäftsjahr um 1.3 % auf 543 554 Tonnen, davon entfielen 362 102 Tonnen auf Zeitungsdruckpapiere und 181 452 Tonnen auf Magazinpapiere. Insgesamt setzte der Bereich 540 439 Tonnen Presse- und Druckpapiere ab, gegenüber 553 660 Tonnen im Vorjahr. Da die Papierpreise zulegten, stieg der Umsatz um 14.0 % auf CHF 301.1 Mio.

Mit der Schliessung der Papierfabrik Utzenstorf konnten auch Lieferverträge mit Kunden von Utzenstorf übernommen werden. Die Marktanteile in der Schweiz stiegen bei Zeitungsdruckpapieren von 35.9 % auf 55.9 % und bei Magazinpapieren von 27.8 % auf 30.1 %. In Westeuropa lagen die Marktanteile bei 6.5 % (im Vorjahr 6.2 %) bei Zeitungsdruckpapieren und bei 7.1 % (im Vorjahr 6.6 %) bei Magazinpapieren. Einzelne Papiersorten von Utzenstorf wie die gut am Markt eingeführte Sorte Edelweiss werden in Perlen weiter produziert.

Das Investitionsvolumen von CHF 5.1 Mio dient der Verbesserung der Effizienz der Anlagen. Obwohl die Altpapierpreise stiegen, sanken die Beschaffungskosten, da der Inlandanteil auf 81 % erhöht werden konnte. Hingegen schlugen die höheren Energiepreise negativ zu Buche. Insgesamt resultierte eine EBITDA-Steigerung um das 4.5fache auf CHF 50.9 Mio. Das EBIT nahm um CHF 42.5 Mio. auf CHF 30.1 Mio. zu und der Bereich realisierte eine EBIT-Marge von 10.0 %.

Der Anstieg des Personalbestands von 345 auf 369 Mitarbeitende ist auf die Übernahme von Mitarbeitenden der Papierfabrik Utzenstorf zurückzuführen.

Ausblick

Branchenschätzungen gehen 2019 in Europa von einem Nachfragerückgang bei holzhaltigen grafischen Druckpapieren von 6 −8 % aus. Im ersten Halbjahr dürften Angebot und Nachfrage bei Zeitungsdruck- und bei Magazinpapieren noch im Gleichgewicht sein. In der zweiten Jahreshälfte ist die Entwicklung schwierig abzuschätzen. Der Bereich Papier plant Investitionen von CHF 14.3 Mio. zur weiteren Optimierung der Anlagen und Prozesse. Stabile Preise und Währungen vorausgesetzt, erwartet der Bereich 2019 einen Umsatz im Rahmen des Vorjahres. Die operative Marge (EBIT) könnte hingegen leicht unter dem Vorjahreswert liegen.