Papier
Umsatz steigt, aber höhere Altpapierpreise belasten Ergebnis
Der Umsatzanstieg von 7.3 % auf CHF 264.1 Mio. ging mit markant höheren Altpapierpreisen einher, sodass das EBIT erneut negativ ausfiel. Der Bereich übernimmt die Altpapiermengen der Papierfabrik Utzenstorf und das Altpapiersortierwerk.
Strategie
Der geografische Absatzmarkt für Hersteller von Pressepapieren wird stark durch die Transportkosten bestimmt. Da die Transportkosten im Abnahmepreis inbegriffen sind, nimmt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit ab, je weiter die Transportwege zum Kunden sind. Typischerweise beträgt der Lieferradius bis zu 800 km um einen Produktionsstandort. Der wichtigste Rohstoff in der Papierproduktion in Perlen ist Altpapier. Auch hier gilt: Je näher zum Produktionsstandort das Altpapier gesammelt wird, desto tiefer sind die Transportkosten. Das Papiergeschäft ist daher regional ausgerichtet und der Anbieter mit der günstigsten Kostenstruktur hat die besten Chancen in seinem Absatzgebiet. Um die Kostenführerschaft weiter zu treiben, setzt Perlen Papier eine Vielzahl von Massnahmen um: auf der Beschaffungsseite, in der Optimierung der Produktion und bei der Marktbearbeitung.
Der Bereich Papier stärkt mit der Übernahme der Kunden- und Altpapierlieferantenverträge der Papierfabrik Utzenstorf per 1. Januar 2018 die Marktposition und ist heute der einzige Hersteller von Zeitungsdruck- und Magazinpapieren in der Schweiz. Die Papierfabrik Utzenstorf, welche zuletzt rund 200 000 Tonnen Zeitungsdruckpapiere produzierte, stellte Ende 2017 den Betrieb ein. Die in Utzenstorf verarbeiteten Altpapiermengen aus Schweizer Haushaltsammlungen gehen ab 2018 an das Werk in Perlen, womit das Altpapier neu grösstenteils aus dem Inland stammen wird. Ausserdem führt Perlen Papier das Altpapiersortierwerk in Utzenstorf weiter. Jährlich werden hier bis zu 30 000 Tonnen Altpapier und Karton aus sogenannter Mischware getrennt. Die Aktivitäten der Altpapierbeschaffung werden in der neu gegründeten APS Altpapier Service Schweiz AG zusammengefasst. Auf der Absatzseite eröffnet sich ab 2018 auch die Möglichkeit, die Kunden der Papierfabrik Utzenstorf zu beliefern. Dazu werden einige erfolgreiche Papiersorten von Utzenstorf in Perlen weiter produziert.
Marktumfeld
Der Strukturwandel im Medienmarkt hielt 2017 in Europa weiter an. Gedruckte Zeitungen litten unter sinkenden Auflagen und Reichweiten, da sich vor allem die jüngere Bevölkerung vorwiegend online informiert. Positiv zu erwähnen sind die leicht steigenden Anzeigenumsätze. Vor allem der Einzelhandel setzt in der Werbung weiterhin auf Print. Insgesamt ging die Nachfrage nach Zeitungsdruckpapieren in Westeuropa im Berichtsjahr um − 6.9 % und damit deutlich stärker zurück als im Vorjahr. Ende 2017 lagen die Überkapazitäten bei 0.4 Mio. Tonnen bei einer Jahreskapazität in Westeuropa von 6.1 Mio. Tonnen. Die Preise der Zeitungsdruckpapiere gaben 2017 nochmals leicht nach. Diverse Hersteller haben Kapazitäten aus dem Markt genommen, wodurch sich die Lage 2018 entschärfen dürfte.
Die Preise der Magazinpapiere gerieten im Lauf des Jahres 2017 stärker unter Druck. Grund dafür waren weiter gestiegene Überkapazitäten. 2017 war der Nachfragerückgang bei Magazinpapieren in Westeuropa mit − 3.7 % zwar deutlich schwächer als im Vorjahr mit − 8.5 %, aber auf der Angebotsseite gingen keine Kapazitäten aus dem Markt. Ende 2017 erreichten die Überkapazitäten 0.7 Mio. Tonnen.
An den Beschaffungsmärkten kam es zu einem Preisschub beim Altpapier, das sich im Jahresverlauf um rund 10 % verteuerte. Zwei Gründe waren dafür verantwortlich: Erstens hat Asien einen Bedarf an Altpapier von rund 28 Mio. Tonnen Altpapier pro Jahr und zog annähernd 10 Mio. Tonnen Altpapier aus Europa ab. Zweitens stieg die Nachfrage für Kartonverpackungen unvermindert an.
Geschäftsentwicklung
Der Bereich setzte 2017 553 660 Tonnen Pressepapiere ab (+ 8.0 %). Sowohl der Absatz von Zeitungsdruckpapieren (+ 6.7 % auf 380 238 Tonnen) wie auch von Magazinpapieren nahm zu (+ 10.8 % auf 173 422 Tonnen). Mit den höheren Mengen stieg der Umsatz um 7.3 % auf CHF 264.1 Mio. Damit resultierten Marktanteile in der Schweiz bei Zeitungsdruckpapieren von 35.9 % und bei Magazinpapieren von 27.7 % (im Vorjahr 34.7 % bzw. 27.8 %). In Westeuropa lagen die Marktanteile bei 6.2 % (im Vorjahr 5.3 %) bei Zeitungsdruckpapieren und bei 6.6 % (im Vorjahr 6.1 %) bei Magazinpapieren.
Insgesamt investierte der Bereich 2017 rund CHF 7.6 Mio. in die Anlagen und die Verbesserung der Effizienz. Die erzielten Effekte reichten nicht aus, um die massiv gestiegenen Altpapierkosten zu kompensieren. Das EBITDA ging auf CHF 9.1 Mio. zurück und das EBIT auf − 12.3 Mio. Der Personalbestand war mit 345 Mitarbeitenden fast unverändert. 2018 werden rund ein Dutzend Mitarbeitende der Papierfabrik Utzenstorf hinzukommen.
Ausblick
Die Nachfrage nach Pressepapieren dürfte in Europa 2018 um 4 − 7 % zurückgehen. Auf Anfang 2018 konnten die Preise beim Zeitungsdruckpapier leicht erhöht werden, während sie sich bei Magazinpapieren seitwärts bewegten. Der Bereich Papier plant Investitionen von CHF 11.3 Mio. zur Optimierung der Anlagen und Prozesse. Die verstärkte Altpapierbeschaffung im Inland wird die Kosten senken. Stabile Preise und Währungen vorausgesetzt, erwartet der Bereich 2018 steigende Umsätze und die Rückkehr in die operative Gewinnzone.